Der CO2-Fussabdruck von Lebensmittel
"Liebe geht durch den Magen" und "Essen hält Leib und Seele zusammen". Schon Sprichwörter zeigen, welch grossen Stellenwert Nahrung für uns einnimmt. Nicht nur weil wir sie brauchen um unseren Organismus in Gang zu halten, sondern weil gutes Essen ganz einfach ein Genuss ist. Nie hatten wir so reichlich davon wie seit den letzten 50 Jahren - und dass trotz einer massiven Überbevölkerung der Erde. Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Schokolade, Butter und Fleisch, die bis dahin Luxusgüter waren, sind heute für jedermann in der westlichen Welt erschwinglich. Gott sei Dank! Mangelerscheinungen gibt es zumindest in diesem Teil der Erde kaum. Im Gegenteil: wir haben von allem genug. Das gilt vor allem für Fleisch, Milch und Milchprodukte.
Wortwörtlich genug hat aber auch unser Planet. Unsere bekanntermassen ungesunden und liebevoll als “kleine Sünden“ umschriebenen Essgewohnheiten haben auf Dauer für unseren Planeten wahrlich schwere Folgen.
Beim Begriff nachhaltige Lebensmittel mag man zunächst an gesunde Lebensmittel aus möglichst biologischem Anbau denken. Unverarbeitet, ohne Gentechnik und ohne chemische Zusatzstoffe, zuträglich für den ganzen Organismus. Auch unser Planet ist ein komplexer Organismus. Auch ihm sollten Lebensmittel zuträglich sein. Vieles von dem was wir täglich zu uns nehmen ist für ihn aber extrem ungesund. Ungesund deshalb, weil vieles unserer Nahrung einen sehr hohen CO2-Fussabdruck hat. Lebensmittel aus nicht nachhaltiger Produktion haben einen wesentlichen Anteil an der Klimaerhitzung.
Wie schwer das ändern von Gewohnheiten ist, weiss jeder, der schon einmal versucht hat mit dem Rauchen aufzuhören. Beim Essen ist es nicht anders. Man mag sich wundern, Rauchen ist schliesslich eine Sucht, essen aber eine lebenswichtige Notwendigkeit. Wie und warum sollte man damit aufhören?
Vieles von dem was wir zu uns nehmen ist aber weder gesund noch notwendig und es gibt eine ganze Reihe von Lebensmitteln, wie zum Beispiel Zucker oder Aromastoffe, die tatsächlich süchtig machen.
Um hergestellt zu werden benötigt ein Produkt zunächst einmal Fläche. Egal ob Acker, Gewächshaus, Weide oder Stall – diese Fläche muss der Natur entnommen werden. In unseren Breiten liegt die Urbarmachung von land- und viehwirtschaftlichen Nutzflächen Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte, zurück. In anderen Regionen der Erde, zum Beispiel Brasilien und Indonesien, werden noch heute weite Flächen gerodet für einen stetig wachsenden Bedarf an Lebensmitteln. Dieser Prozess wurde anno dazumal von Tieren und Menschen per Muskelkraft in Angriff genommen. Längst erledigen diese harte Arbeit Maschinen. Schon dabei fällt ein hoher Ausstoss umweltschädigender Gase an, von der Zerstörung natürlicher Lebensräume für Flora und Fauna ganz zu schweigen.
Von der Saat bis zur Ernte, beziehungsweise von der Zucht und Mast bis zur Schlachtung fallen zahlreiche weitere Produktionsschritte an, die CO2 und andere Gase emittieren. Bei Obst und Gemüse sind dies in der Regel weit weniger Schadstoffe und auch weniger Wasser als bei Fleisch und Milch. Bei Produkten aus Übersee kommt der Transport per Flugzeug, Bahn, LKW und PKW von den Produktionsstätten bis zum Endverbraucher hinzu. Ein weiterer Faktor, der ebenfalls die CO2-Bilanz von Lebensmitteln beeinflusst ist ihre Verpackung. Auch Diese (in der Regel Plastik- oder Aluminiumfolie) muss umweltschädigend hergestellt werden. Bei der späteren Entsorgung fallen ebenfalls wieder Emissionen an. Emissionsarm, wenn auch nicht zu 100 % emissionsfrei, sind nur regional produzierte Lebensmittel oder Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten.
Die Vernichtung natürlich gewachsener Flächen und kilometerweite Monokulturen sind Auslöser für das Verschwinden der Artenvielfalt. Betroffen sind hunderte von Tier- und Pflanzenarten. Schon das Fehlen einer einzigen Art kann das biologische Gleichgewicht empfindlich stören. So ist das Überleben der Biene bereits ein weltweit akutes Problem, welches letztendlich auch den Menschen betrifft. Die Biene ist neben einigen anderen Insekten, Vögeln und Fledermäusen massgeblich an der Bestäubung und Befruchtung von Pflanzen beteiligt. Ohne sie kann auch das Fortbestehen der Landwirtschaft nicht wie bisher gewährleistet werden.
Ein weiteres Problem stellt der immense Verbrauch von Wasser dar. Für die Produktion eines Kilos Fleisch werden etwa 16.000 Liter Wasser (160 Liter Trinkwasser für das Tier und weitere rund 15.300 Liter für die Produktion seines Futters) benötigt. In einigen Regionen der Erde (überwiegend Drittweltländern) haben Konzerne das Wasser privatisiert und graben damit der ohnehin oft unterversorgten Bevölkerung buchstäblich das Wasser ab. Auch beim Wasser gilt: die Viehwirtschaft verbraucht ein Vielfaches mehr davon als die Landwirtschaft.
Palmöl und Kokosöl sind in aller Munde. Kaum ein verarbeitetes Produkt kommt ohne das eigentlich gesunde und sogleich preiswerte Produkte aus dem Urwald aus. Einen ebenfalls grossen Boom in der Gesundheitsindustrie erlebt zur Zeit auch die Avocado. Was uns gut tut schadet allerdings der Umwelt und den Menschen und Tieren in den Herkunftsgebieten ganz enorm. Der Einsatz von Herbiziden und Pestiziden, der übermässige Verbrauch von Wasser und die Rodung von Urwaldflächen schaden Mensch und Tier. Heimische Vegetation wird verdrängt und Bewohner nicht selten enteignet um aus ihren Ländereien Anbaugebiete zu machen. Auch Produkte mit Bio-Siegeln oder Nachhaltigkeitssiegeln sind nicht immer Garant für eine umweltschonende Herstellung. Für den Endverbraucher ist Bio sicher die gesündere Variante - für die Umwelt muss dies nicht unbedingt gelten.
Noch sind die direkten Auswirkungen unseres Konsums den Hauptnutzniessern in der westlichen Welt fern. Sie sind aber zu einem sehr grossen Anteil mitverantwortlich an der Klimaerwärmung. Früher oder später werden die Folgen auch hier spürbar werden.
Wer sich nachhaltig ernähren möchte, der sollte Produkte aus Regionen meiden, die mit fragwürdigen Praktiken herstellen.
Es geht sicher nicht darum, jedem Genuss in Zukunft zu entsagen. Das Wissen um die CO2-Bilanz eines Lebensmittels und der bewusste Einkauf und Umgang damit können schon wesentlich zu einer nachhaltigeren Lebensweise beitragen.
Regional produziertes Obst und Gemüse wie Mohrrüben, Äpfel, Kartoffeln oder Tomaten bringen es auf 130 bis 200 g CO2 pro Kilo.
Tiefkühlgemüse oder Konserven schaffen bereits 400 bis 500 Gramm pro Kilo.
Brot und Backwaren kommen auf 650 bis 950 g pro Kilo.
1 l frische Milch schlagen mit knapp 950 g zu Buche. Milchprodukte wie Joghurt und Käse erreichen eine Bilanz von 1200 bis satten 8500 g. Enorm hoch ist auch der CO2-Fußabdruck von Butter. Ein Kilo bringt es auf knappe 24.000 g. Gemessen am Eigengewicht eines Stückes Butter ein wahrlich unvorstellbarer Wert!
Ein Kilo Eier bringt fast 2000 g CO2 auf die Waage.
Die negativste CO2-Bilanz hat Fleisch. Geflügel schafft 3500 g, Schweinefleisch bis zu 4300 g pro Kilo. Den Rekord hält Rindfleisch. Hier schlagen rund 15.000 g pro Kilo zu Buche.
Macht man sich diese Werte bewusst, so wird schnell klar, dass unsere Essgewohnheiten einen massgeblichen Beitrag zur Klimaerwärmung leisten. Besonders die Produktion tierischer Lebensmittel verursacht mehr CO2 als der gesamte weltweite Verkehr. Tanja Dräger de Teran, Referentin für Klimaschutz und Ernährung des WWF stellte fest, dass eine gesunde Ernährung sich positiv auf den Umweltschutz auswirkt: „Wenn jeder Bundesbürger nur einmal pro Woche auf Fleisch verzichten würde, so könnte das zu einer jährlichen Einsparung von rund neun Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen führen. Das entspricht umgerechnet 75 Milliarden PKW-Kilometern." Auch der Naturschutzbund NABU kommt zu ähnlichen Ergebnissen: "Wenn 550.000 Menschen 52 Tage im Jahr vegetarisch essen, wird der Atmosphäre die CO2-Belastung von 40.000 Autos pro Jahr erspart."
Vom produzierten Überfluss profitieren aber lediglich die westlichen Industrieländer und einige Schwellenländer, während Drittweltländer kaum etwas davon haben. Fatalerweise wird ein Großteil der Lebensmittel nicht einmal konsumiert sondern landet im Müll. Nachhaltigkeit sieht anders aus!
Der Economist Intelligence Unit hat gemeinsam mit der Stiftung BCFN einen Nachhaltigkeitsindex für 25 Länder aufgestellt. Gemessen wurde der Aufwand bei der Produktion und die Nutzung und Verwertung von Lebensmitteln in verschiedenen Ländern.
Getestet wurde in den Kategorien nachhaltige Landwirtschaft, Ernährungsherausforderungen und Lebensmittelvergeudung.
Beim Thema nachhaltige Landwirtschaft lag Deutschland mit 65,50 Punkten vorn. Es folgte Kanada mit 62,35 Punkten und Japan mit 60,56 Punkten.
Die grösste Verschwendung von Lebensmitteln wurde in Frankreich mit 80,25 Punkten festgestellt, in Australien mit 76,30 und in Südafrika mit 75,70 Punkten.
Auch bei der Ernährungsherausforderung lag Frankreich mit 72,05 Punkten vorn. Es folgten Japan mit 70,27 und Südkorea mit 69,60 Punkten.
In der Gesamtwertung punktet Frankreich mit 67,53 vor Japan mit 66,66 und Kanada mit 64,86.
Diese Werte machen deutlich, dass ausschliesslich Industrieländer wie die “Maden im Speck“ leben können, andere Länder aber von diesem Überfluss nur die negativen Seiten der Klimaerwärmung erleben. So könnte letztendlich die negative CO2-Bilanz der Faktor sein, der uns allen den Speck so richtig madig macht.
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