21 Klimaverhandlungen um den heissen Brei?
Ein knappes Jahr ist seit der letzten Klimakonferenz in Paris vergangen, die nächste in Marrakesch steht kurz bevor. Die Ziele zur Umsetzung der Reduzierung von Emissionen waren in den Beschlüssen deutlich definiert worden und nahmen vor allem die Industrieländer als Hauptverursacher der klimatischen Auswirkungen von schädlichen Emissionen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe in die Pflicht. Die Beschlüsse des Kyoto-Protokolls sehen eine strikte Begrenzung der Erderwärmung um maximal 2° C vor und fordern eine komplette Reduktion aller menschengemachten, klimaschädigenden Emissionen ab 2050. Umgesetzt werden konnte seit der ersten Konferenz in Rio im Jahre 1992 erschreckend wenig. Auch nach 21 Konferenzen und zähen Verhandlungen weigern sich Staaten, das Protokoll zu ratifizieren.
Welche Beschlüsse konnten in die Tat umgesetzt werden oder welche Massnahmen wurden getroffen um diese Ziele überhaupt zu ermöglichen?
Welche Staaten haben sich beteiligt, welche nicht?
Seit Jahrzehnten hatten Umweltschützer und Wissenschaftler immer wieder eindringlich davor gewarnt. Dass die Welt in absehbarer Zeit durch die Emissionen von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre vor enorme Probleme gestellt sein würde, war seit den frühen siebziger Jahren bekannt. Im Jahre 1992 trafen erstmals 17.000 Teilnehmer zu einer Konferenz in Rio de Janeiro zusammen um für die globalen Probleme Hunger, Krieg und Armut und die ständig wachsende Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern nach Lösungen zu suchen.
Als Resultat dieser Konferenz entstand eine Klimarahmenkonvention UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change). Die negativen, klimatischen Auswirkungen der Erderwärmung wurden nicht länger als natürlicher Zyklus heruntergespielt, den die Welt in allen Erdzeitaltern immer wieder einmal durchgemacht hat, sondern als durch den Menschen verursachtes Problem akzeptiert. Vorrangiges Ziel war, die Erderwärmung durch die Verminderung von Emissionen zumindest zu verlangsamen. Dazu liefert der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) seither regelmässig wissenschaftliche Sachstandsberichte. Für seine Ergebnisse wurde der IPCC im Jahre 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Um zukünftig diese wissenschaftlichen Erkenntnisse als politische Handlungsbasis nutzen zu können wurde von den Vereinten Nationen eine Weltklimadiplomatie eingeführt, die seitdem in den Klimakonferenzen Beschlüsse diskutiert und festlegt.
Unter der Klimakonferenz, auch Klimagipfel genannt, versteht man eine seit 1992 jährlich stattfindende Zusammenkunft aller Vertragsstaaten zwecks der Beratung möglicher Lösungen zur Reduzierung des weltweiten C02-Ausstosses zur Vermeidung des weiteren Anstiegs der Erderwärmung. Ein im Jahre 1997 auf der dritten Klimakonferenz in Kyoto in Japan verfasstes Zusatzprotokoll zum Klimaschutz und der Ausgestaltung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) formuliert die Ziele, Details und Verpflichtungen. Die jährlichen Klimakonferenzen werden seitdem ergänzt durch das Treffen der Mitglieder des Kyoto-Protokolls.
Inhalt dieses Protokolls sind völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoss von Treibhausgasen für Industrieländer. Diese sind massgeblich verantwortlich für die globale Erwärmung. Ausgenommen von der Regelung waren Schwellen- und Entwicklungsländer.
Ausgangswert für die Zielsetzung des Kyoto-Protokolls ist der im Jahre 1990 gemessene Treibhausgasausstoss. Dieser sollte innerhalb der ersten Verpflichtungsperiode von 2008-2012 von den Industrieländern um etwa 5,2 % reduziert werden. 191 Staaten haben seitdem das Protokoll ratifiziert. Zu ihnen zählen Indien, China, Brasilien, Südafrika und die EU-Mitgliedsstaaten.
Reduktion aller Treibhausgase der Gruppen CO2, CH4, HFCs, PFCs, N2O, SF6 um 5,2% von 2008 bis 2012 gemessen am Wert des Jahres 1990 für alle Industrieländer unter den Vertragsstaaten. Abweichungen waren allerdings eingeräumt worden für Polen und Ungarn, die stattdessen die Jahre 1988 bzw. 1985 - 1987 als Basisjahre datieren durften. Weitere Ausnahmen gab es für die F-Gase HFCs, PFCs, SF6, für die ebenfalls 1985 als Basisjahr eingetragen wurde. Deutschland und Japan machten beispielsweise von dieser Regelung Gebrauch.
Die 15 Mitgliedsstaaten der EU verpflichteten sich zu einer Emissionsreduktion von 8%. Den Ländern ist es überlassen untereinander die Höhe der Einsparungen zu regeln.
Für Volkswirtschaften im Übergang und wirtschaftlich schwache Länder in Ost- und Süd-Osteuropa gilt das Niveau der Basisjahre nicht zu überschreiten. Tschechien und Rumänien verpflichteten sich zu einer Verringerung bis zu 8%.
Schwellenländer (wie Indien, Brasilien, China etc. aber auch Malta und Zypern) sind aufgrund der Klimarahmenkonventionen keinen festen Auflagen unterworfen.
Für Entwicklungsländer gelten aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Emissionen und der wirtschaftlichen Situation ebenfalls die Bestimmungen der Klimarahmenkonvention zu „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten". Sie sind somit von den Verpflichtungen (zunächst) entbunden.
Auch nach der Konferenz in Kyoto wurde das Protokoll, das bis dahin noch immer in vielen Punkten unvollständig geblieben war, regelmässig erweitert.
Im Jahr 1998 wurde in Buenos Aires die Anrechnung von Senken auf das nationale Emissionsbudget beschlossen. Ebenso beriet man über die Möglichkeit eines Technologietransfers und die Finanzierung des Klimaschutzes in den Entwicklungsländern. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt war zudem die Überwachung der Einhaltung der Auflagen an die Industrieländer.
Den Vertragsstaaten wurde die Möglichkeit eingeräumt, ihre Reduktionsziele auch im Verbund (burden sharing) zu erfüllen. So verpflichtete sich speziell die Europäische Union gemeinsam zu einer Reduktion von 8 %. Der größte Anteil fiel dabei auf Dänemark, Deutschland und Luxemburg mit jeweils 28 %, während Portugal 20 %, Griechenland mit 25 % und Spanien mit immerhin noch 15 % angesichts ihrer im europäischen Durchschnitt eher schwachen wirtschaftlichen Lage Steigerungen eingeräumt wurden.
Die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (United Nations Conference on Environment and Development, UNCED) beschliesst in der bis zu diesem Zeitpunkt weltgrössten Konferenz die Klimakonventionen (UNFCCC). Diese Konventionen beinhalteten den Beschluss, dass vor allem die Industrieländer nach dem Grundsatz der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, menschenverursachte, klimaschädigende Emissionen künftig vorsorglich zu verringern hätten. Auf diesen Zielen konnte später das Kyoto-Protokoll aufgebaut werden. 1994 trat die Klimarahmenkonvention in Kraft.
Basierend auf der in Rio beschlossenen Klimarahmenkonvention beschlossen die teilnehmenden Länder das sogenannte "Berliner Mandat". Dabei handelte es sich um eine Arbeitsgruppe mit der Aufgabe, konkrete Massnahmen zur CO2-Reduktion der verschiedenen Länder auszuarbeiten und einen Zeitrahmen für deren Umsetzung vorzulegen. Als Sitz des Klimasekretariats wurde Bonn vorgeschlagen. Die deutsche Delegation, massgeblich Angela Merkel (zu diesem Zeitpunkt Bundesumweltministerin) versprach sich zu einer Verpflichtung zum grössten einzelnen Beitrag zur Treibhausgasreduktion. Viele bis dahin der Konvention ablehnend gegenüberstehende Staaten konnten aufgrund dieses Beispiels doch zum Beitritt überzeugt werden.
Die in Berlin gegründete Arbeitsgruppe "Berliner Mandat" hatte bis 1996 bereits dreimal getagt. In Genf fand nun parallel zur Konferenz COP2 die vierte Sitzung statt. Gemeinsam beschlossen sie die "Genfer Deklaration", in der eine rechtlich verbindliche Regelung zur Reduzierung von Treibgasen festgesetzt wurde.
Die Arbeitsgruppe "Berliner Mandat" legt den Entwurf vor, die Industrieländer bis 2010 zur Reduktion von 15% der drei hauptursächlich am Klimawandel beteiligten Treibgase Lachgas, Methan und Kohlendioxyd zu verpflichten. Einer Reduktion um 7,5% bis 2005 waren die EU-Umweltminister bereit zuzustimmen in Zusammenarbeit mit anderen Industriestaaten. Diese fühlten sich zunehmend unter Druck gesetzt und widersprachen mit dem Vorschlag durch die Einrichtung eines Emissionsbudgets grössere Flexibilität zu ermöglichen dadurch, dass die innerhalb eines Jahres zugebilligten aber ungenutzten Emissionen auf ein weiteres Jahr angerechnet werden könnten, sofern die geforderte Reduktion nicht erreicht wurde. Für diesen Gegenvorschlag setzten sich neben der Schweiz auch Japan, Norwegen, Kanada, Neuseeland und massgeblich die USA ein. Auch in der achten und letzten Sitzung der Arbeitsgruppe Berliner Mandat vor der Konferenz in Kyoto konnte kein wirklicher Konsens gefunden werden. Japan sprach sich für eine Verminderung von 5% (oder in Ausnahmen sogar weniger) bis 2012 aus. Im Vergleich zu den Industrieländern fiel das Angebot der Entwicklungsländer eine Reduktion von 35% bis 2020 zu erwirken und zudem auf Vorschlag der OPEC einen Kompensationsfonds einzurichten höher aus als das von der EU geforderte.
Gegen eine strikte Reduzierung der Emissionen bis 2012 und lediglich für eine Stabilisierung der Werte auf dem Stand von 1990 sprachen die USA. Sie forderten eine Reduktion ohne festgelegte Vorgaben und Werte und die Umsetzung eines Emissionshandels. Zu einer Einigung kam es letztendlich auch auf dieser Konferenz nicht.
Die Augen der Welt ruhten nach den nicht abgeschlossenen Verhandlungen nun auf der COP3, an der im Dezember 1997 2300 Delegierte aus 158 Vertragsstaaten und weitere 3900 Zuschauer aus verschiedenen Nichtregierungs-Organisationen teilnahmen.
In dem in drei Sitzungen aufgeteilten Klimagipfel wurde zunächst noch vor Beginn der eigentlichen Konferenz versucht, eine Einigung der immer noch offenen Fragen der Arbeitsgruppe Berliner Mandat zu finden. Ergebnislos! Den Delegierten der Vertragsstaaten oblag es dann in der eigentlichen Kyoto-Konferenz, diese Probleme der Klimapolitik zu erörtern und zu klären. Alle weiteren Punkte oblagen im Anschluss den Ministern der zuständigen Gremien.
Als am 13. November 2000 in Den Haag die sechste Klimakonferenz startete, lagen zwei Jahre heftiger Diskussionen über die fälligen Entscheidungen zur Reduktion fossiler Treibgase u. ä. bereits hinter den Delegierten der Vertragsstaaten. In dieser sechsten Konferenz versuchte man erneut einen Konsens zu finden. Der erste Versuch scheiterte an neu aufflammenden Konflikten zwischen der Europäischen Union, die strengere Regelungen bezüglich der Senken wollte, und den USA, Japan, Kanada und Russland, die auch weiterhin auf Ausnahmeregelungen plädierten. Konfliktmaterial gab es auch bezüglich der Finanzierungsmechanismen zwischen den Industriestaaten.
Da in diesen Fragen keine Einigung gefunden werden konnte, wurden diese im zweiten Teil dieser Klimakonferenz vom 16. bis zum 27. Juli 2001 in Bonn wieder aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte US Präsident George W. Bush den Ausstieg der USA aus dem Kyoto-Protokoll bereits angekündigt und die Delegierten der Vereinigten Staaten waren bei den Fortsetzungen der Verhandlungen folglich nur noch in beobachtender Funktion zugegen.
Anhand der Uneinigkeit der führenden Industrienationen mag es nicht verwundern, dass es folglich in Bonn zu einer “Verschlankung“ des Kyoto-Protokolls kam. Zwar wurden in den Punkten Technologietransfer und Finanzierung von Klimaschutz in Entwicklungsländern Einigungen erzielt, verbindliche Maximalwerte für die Emissionsreduktion der Industrieländer wie die Europäische Union sie vorschlug, trafen aber erneut auf Widerstand. Die Frage nach der Anrechnung von Kohlenstoffsenken blieben nach wie vor ungeklärt.
Zu Beginn dieser Klimakonferenz war das Kyoto-Protokoll bereits vier Jahre alt und beinhaltete immer noch offene Fragen. In dieser Sitzung gelang es diese (zum Teil) zu klären. Tatsächlich war es Russland, Kanada und Japan gelungen durch eine grosszügige Anrechnung von Kohlenstoffsenken ihre Produktionsverpflichtungen noch weiter zu verringern. Russland erhielt zudem eine äusserst grosszügige Vergabe von weiteren Emissionszertifikaten. Grund war, dass Russland sich zur Zeit der Nachverhandlungen des Kyoto-Protokolls nicht wirklich auf eine Reduzierung, sondern lediglich auf eine Stabilisierung auf dem Niveau von 1990 eingelassen hatte. Vor diesem Hintergrund war es Russland “gelungen“ 40 % weniger Treibhausgase auszustossen. Tatsächlich sind diese vermeintlich hohen Zahlen nicht viel mehr als Augenwischerei. Den Emissionszertifikaten können keine realen Einsparungen gegenübergestellt werden, da seit ihrer Vergabe bereits über elf Jahre vergangen waren.
Die Freude über das nun endlich in allen Fragen und Belangen ausformulierte Kyoto-Protokoll kam dennoch zu früh. Trotz der Zugeständnisse machte Russland noch immer keine klare Aussage dazu, ob es das Protokoll ratifizieren wolle.
95 Staaten haben bisher das Kyoto-Protokoll ratifiziert. Noch immer fehlt die Ratifikation Russlands und der USA um ein Inkrafttreten des Protokolls zu ermöglichen. Diese Konferenz in Neu Delhi wird als wichtige "Übergangskonferenz" gesehen.
Sechs Jahre waren seit Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls vergangen. Von den Vertragsstaaten der UN-Klimakonventionen hatten bis dahin 119 die Beschlüsse des Protokolls umgesetzt und ratifiziert. Damit standen sie in der Verantwortung für 47% der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen. Ohne die Ratifizierung der anderen Staaten (USA, Russland) konnte aber nach wie vor eine vertraglich festgelegte 55% nicht erreicht werden. Gerade diese Marke aber musste erreicht werden, um dem Kyoto-Protokoll seine Gültigkeit zu verleihen. Im Kongress hatten Al Gore und Bill Clinton sich zwar deutlich für das Kyoto-Protokoll ausgesprochen, aber keine Mehrheit in den eigenen Reihen gefunden.
Russland ratifizierte das Kyoto-Protokoll zum Jahresende. Durch den bereits in Mailand auf den Weg gebrachten Clean Development Mechanism CDM zur Förderung einer sauberen Wirtschaftsentwicklung für Schwellenländer liess auch Russland sich endlich überzeugen. So war letztendlich Vladimir Putin das "Zünglein an der Waage" um das Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls am 16. Februar 2005, acht Jahre nach seiner Unterzeichnung, endlich zu realisieren. Gelten sollte es zunächst für vier Jahre - keine lange Dauer in Anbetracht des Zeitraums, die es brauchte, um endlich in Kraft treten zu können. Die Begründung lag darin, nach vier Jahren der praktischen Anwendung aller festgelegten Beschlüsse noch einmal genau resümieren zu können, welche positiven Effekte auf das Weltklima sich einstellen würden und ob die Lasten tatsächlich richtig verteilt worden waren.
Knapp 10.000 Teilnehmer trafen sich zur elften Klimakonferenz COP11 in Montreal. Bei diesem Klimagipfel kamen die Vertragspartner erstmalig nach dem durch die Zustimmung Russlands in Kraft getretenen Kyoto-Protokolls zusammen.
Bei dieser Klimakonferenz standen im Wesentlichen zwei grosse Themen zur Diskussion. Verhandelt wurde die Frage der Fortsetzung des Protokolls nach dessen Ablauf im Jahre 2012 und in welcher Weise Entwicklungsländer in die Beschlüsse miteinbezogen werden können. In Nairobi wurde zudem festgelegt, dass künftig Staats- und Regierungschefs in die Pflicht genommen werden sollten anstatt Ministern oder Delegierten allein die Verantwortung zu übertragen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese oft über zu wenig Entscheidungsbefugnis verfügen.
Für die Zeit nach 2012, nach Ablauf der Geltungsdauer für das Kyoto-Protokoll, wurde auf der Konferenz in Bali eine erste vorläufige Vereinbarung zur Nachfolge des Protokolls getroffen. Festgehalten wurde es nach wiederum äusserst zähen Verhandlungen in der „Bali Road Map“. Das grösste Hindernis war auch hier wieder der Unwillen der USA gewesen. Um sie zur Zustimmung zu bewegen war eine öffentliche Zurschaustellung der Sturheit der US-Verhandlungschefs nötig. Im vollen Konferenzraum und vor der versammelten Weltpresse stellte der Verhandlungsführer aus Papua-Neuguinea mit der Uneinsichtigkeit der USA auch deren Führungsqualitäten in Frage. Das Statement des Verhandlungsführers kam einer öffentlichen Demütigung gleich. Die USA stimmten daraufhin endlich zu. Damit war der Beginn der zweiten Verpflichtungsperiode der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) ab 2013 gesetzt. Es blieb dennoch bei einem vorläufigen Beschluss.
187 beteiligte Staaten arbeiteten an der Nachfolgeregelung des Kyoto-Protokolls. Hier konnte ein wichtiger Zwischenschritt im internationalen Verhandlungsprozess durch konkrete Verhandlungen anstatt immer weiterer Erklärungen von Positionen erreicht werden.
Nach der vorläufig getroffenen Vereinbarung auf der Konferenz in Bali konnte auch auf dieser Konferenz eine Nachfolgeregelung für das Kyoto-Protokoll ab 2012 nicht gefunden werden.
Während der Konferenz in Mexiko wurde erneut versucht die in Kopenhagen gescheiterte Nachfolgeregelung zu beschliessen. Das Ergebnis bestand lediglich in einer Verlängerung des Protokolls bis 2012. Zumindest konnte hier aber über einen Hilfsfonds für Entwicklungsländer beraten werden und ein Waldschutzprogramm in Kraft treten.
Diese Konferenz musste aufgrund grosser Unstimmigkeiten zwischen den Vertragsstaaten um zwei Tage verlängert werden. Es sollte ein Zeitplan für den neuen Klimavertrag gefunden werden. Aber auch hier kam es lediglich zu unverbindlichen Minimalbeschlüssen.
Man verschob die Verhandlungen auf das Jahr 2012 mit dem vorläufigen Entschluss, bei dieser Nachfolgekonferenz in Katar eine Verlängerung des Vertrags bis 2015 auszuhandeln. Kanada trat aus dem Kyoto-Protokoll aus.
Das Kyoto-Protokoll wird bis zum Jahr 2020 verlängert. Eine Überprüfung der bisherigen Reduktionsziele soll im Jahre 2014 stattfinden. Den primär vom Klimawandel betroffenen Entwicklungsländern werden finanzielle Hilfen in Höhe von USD 100 Milliarden zugesagt.
Noch einmal wurden auf dieser Konferenz weitere Unterstützungen für Entwicklungsländer in Höhe von USD 100 Millionen aus sechs UN Fonds zugesagt. Mit USD 30 Millionen fiel Deutschland der grösste Teil zu. Auch diese Konferenz musste wegen Unstimmigkeiten über die Grenzwerte der klimatischen Erwärmung um einen Tag verlängert werden. Es konnte schliesslich ein Beschluss erreicht werden, die zulässige Erderwärmung auf 2° zu beschränken.
Der Schwerpunkt dieser Konferenz in der peruanischen Hauptstadt lag auf der Vorbereitung eines neuen internationalen Klimaschutzabkommens. Ziel war, es bei der 21. UN Klimakonferenz in Paris zu verabschieden.
Ein Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll für die 195 Mitgliedstaaten der UN-Klimarahmenkonvention legte neue verbindliche Klimaziele fest. Die zulässige Erderwärmung wurde erneut auf maximal 2° begrenzt. Ziel ist weiterhin, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sämtliche globalen Netto-Treibhausgasemissionen komplett zu reduzieren. Die Ausarbeitung der Details für diese Beschlüsse sind auf das Jahr 2016 in Marrakesch vertagt.
Am Ende des Jahres 2016 wird die 22. UN Klimakonferenz in Marokko stattfinden.
Die Klimakonferenzen und ihre detaillierten Protokolle über den Status Quo unseres Planeten haben einen umfassenden Beitrag einer globalen Aufklärung geleistet. Sie haben die Dringlichkeit des unmittelbaren Handlungsbedarfs in das Bewusstsein der weltweiten Öffentlichkeit gerückt. Welche Schlüsse und Konsequenzen haben wir daraus gezogen? Neben den Regierungschefs der Vertragsstaaten und den Verantwortlichen der Grossindustrie sind auch die Endverbraucher in der Pflicht. Inwiefern ist jeder einzelne von uns bereit sein Leben zu ändern, zu verzichten, zu teilen? Hat in unseren Köpfen ein Umdenkprozess eingesetzt oder läuft uns bei den Schreckensmeldungen jeder neuen Klimakonferenz oder Fernsehdokumentation lediglich ein Schauer über den Rücken der ebenso schnell wieder vergeht wie beim Verlassen eines Kinos nach einem Gruselfilm?
Immerhin - kleine Lichtblicke gibt es: Deutschland konnte von 1990 bis 2004 seine CO2-Emissionen um 17,2 Prozent senken. In den meisten anderen Staaten kam es dagegen zwischen 1990 und 2005 zu Erhöhungen der Ausstoss-Mengen in erschreckendem Masse. Mit Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls in der ersten Verpflichtungsperiode gelang eine Senkung der Treibhausgase um etwa 18% gemessen an den Werten von 1990. Zumindest das Ziel, dem die EU sich verpflichtet hatte, konnte damit nicht nur eingehalten, sondern sogar übertroffen werden.
Andere Staaten hingegen werden diese Ziele auch in naher Zukunft nicht oder nur unzureichend verwirklichen können und wollen. Zwar war zwischen den Jahren 1990 und der Jahrtausendwende zunächst eine Reduktion um 15,3 % aller reduktionspflichtigen Staaten zu verzeichnen, allerdings waren die Emissionen schon zwischen 2000 und 2004 wieder um 2,9 % angestiegen. Der Grund für die kurzzeitigen Reduktionen lag nicht etwa in der Einsicht der Industriestaaten sondern im Zusammenbruch der osteuropäischen Wirtschaften. In dieser Zeit kam es zu 39,3 % weniger Emissionen. Mit ihrer Erholung stiegen auch die Werte wieder an. Immerhin ist der erneute Anstieg gebremst. Dies betrifft auch die übrigen sogenannten Anhang-B-Länder. Von den vereinbarten Reduktionszielen sind die meisten Staaten nach wie vor weit entfernt.
“New York, Rio, Tokio“ hiess ein Ohrwurm der Neunzigerjahre, der über Monate immer und immer wieder gespielt wurde. Obwohl man den Text bald auswendig kannte, konnte man doch nicht genug davon bekommen. Mit “Rio, Kyoto, Paris“ könnte man die jährlich wiederholten Versuche in den Klimakonferenzen einen weltweit rechtswirksamen Konsens zu finden, betiteln. Im Gegensatz zum Hit der Neunziger allerdings ist uns hierbei wenig zum Lachen zumute. Die Prognosen sind düster. Steigende Erderwärmung, Zunahme an Treibhausgasen, Überschwemmungen und extreme Dürren sind die Schlagworte dieser Konferenzen seit Anfang der Neunziger Jahre. Sie sind uns nicht neu, viele von uns sind damit aufgewachsen. Was wir gewohnt sind fürchten wir nicht. Auch nicht das gewohnte Elend. Das liegt in unserer Natur. So haben auch die täglichen Meldungen über menschengemachte Katastrophen ihren Schrecken verloren. Wir nehmen sie zur Kenntnis, bekunden kurz unser Bedauern und machen weiter wie bisher. Zumindest in den Industrieländern. Die Auswirkungen des Klimawandels haben zwar weitestgehend die Industrieländer verursacht, ihre Auswirkungen aber betreffen die Ärmsten der Armen. Für uns sind sie (noch) weit weg und die Verantwortung schieben wir gern auf die Politik. Sie soll Massnahmen ergreifen für die Entwicklung neuer Technologien für erneuerbare Energien, die Reduzierung der Verbrennung fossiler Brennstoffe, die Rodung der Wälder zum Zwecke des Futtermittelanbaus für die industrielle Viehhaltung. Zu gern überlassen wir die Verantwortung der Politik für zu viel Industrie, zu viel Verkehr, zu viel Verpackungsmüll und zu viel Konsum. Noch immer opfern wir rücksichtslos und hemmungslos Natur und Umwelt wider besseres Wissen für unsere Bequemlichkeit. Das Resümee gibt wenig Anlass zur Hoffnung. Nach uns die Sintflut! Sollten die Probleme nicht schnellstens angegangen werden, wird die Industrieländer neben der schon heute als problematisch gesehenen Kriegs-Flüchtlingskrise auch eine Welle aus Klimaflüchtlingen überrollen.
Betrachtet man heute nach fast 25 Jahren währenden Verhandlungen in den Klimakonferenzen die Ergebnisse, dann mag man an eine Erholung des Planeten in naher Zukunft kaum noch glauben. Nennenswerte Reduzierungen sind kaum feststellbar. Die Konferenzen waren stets von grosser Uneinigkeit unter den Vertragsstaaten und dem Ringen um Zugeständnisse geprägt. Weder einige Regierungschefs, noch die Grossindustrie oder die Endverbraucher in Ländern der westlichen Welt sind ernsthaft bereit Emissionen einzusparen.
Der Stellenwert des Umweltschutzes steht eindeutig hinter der Bequemlichkeit und allen finanziellen Interessen. Im Grossen wie im Kleinen:
Nach der Katastrophe in Fukushima gab es Verhandlungen über den Ausstieg aus der Atomkraft. Mit diesen Bemühungen stand Deutschland ziemlich einsam da auf der Weltbühne. Ebenso war der Ausstieg aus der Kohle ein vernachlässigtes Thema in den Klimakonferenzen. Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien sind vielfach nicht ausgereift. Strom aus Windkraft und Solar ins Netz einzuspeisen ist noch immer ein Problem. Umweltverträgliche Technologien zur Stromgewinnung werden darüber hinaus gar nicht ausreichen um den derzeitigen Bedarf zu decken. Wir müssten den Verbrauch drastisch reduzieren. Wie viele Haushalte könnten für wie viele Jahre mit Elektrizität versorgt werden, wenn für eine einzige Nacht die Leuchtreklame ausgeschaltet würde, mit der allein Las Vegas auf sich aufmerksam macht?
Während es noch vor wenigen Jahren vielfach unerschwinglich war zu fliegen, so ist das Verkehrsmittel Flugzeug heute nicht nur schneller, sondern sogar preisgünstiger als das Reisen mit der Bahn oder dem eigenen Auto. Der weltweite Flugverkehr gilt als einer der grossen Klimakiller. Sicher - unsere (Frei)Zeit ist knapp. Jedenfalls dann, wenn sie an unserer effektiven Produktivität gemessen wird. Hatten wir nicht alle mal den Traum von der Entschleunigung gemäss dem Motto "Der Weg ist das Ziel?"
Elektromotoren in der Automobilindustrie gibt es seit Jahrzehnten. Mit oder ohne Hybridantrieb. Noch immer aber sind ihre Batterien so teuer, dass sie sich kaum ein Endverbraucher leisten kann. Das gleiche gilt für umweltverträglichere Treibstoffe aus z. B. Pflanzenöl. Hält die Automobilindustrie durch erschwingliche Preise für herkömmliche Motoren und Treibstoffe sich am Ende selbst am Leben?
Die Lebensmittelindustrie hat zwar längst einen Trend zum veganen Lebenswandel in der Bevölkerung erkannt und stellt ihr Sortiment darauf ein. Vegane Alternativen, die Fleisch, Wurst und Milchprodukte schmackhaft ersetzen, sind mittlerweile so selbstverständlich in den Regalen der Kaufhäuser geworden wie tierische Produkte. Eine parallele Reduzierung des Fleischkonsums ist aber nicht erkennbar. Im Gegenteil: die Massentierindustrie expandiert sogar.
Eine wachsende Zahl Veganer, die vormacht, dass ein Leben ohne Fleisch und Milchprodukte und grösstmöglichen Verzicht auf Verpackungsmaterial möglich ist, erntet noch immer das Unverständnis der Bevölkerung und nicht selten sogar Hohn. Ist diese Ablehnung vielleicht doch eine unausgesprochene Einsicht, die aber so unangenehm und unbequem ist, dass hier wie in der Weltpolitik nach fadenscheinigen Gegenargumenten gesucht wird?
Immer mehr Supermärkte stellen die Ausgabe von Plastiktüten an ihre Kunden ein. Ein guter Anfang, jedoch ein Tropfen auf den heissen Stein, wenn die Verpackungsindustrie nicht parallel mitzieht. Dient der hier propagierte Umweltschutz allein zu Werbezwecken?
Umweltschonende und für den Endverbraucher sogar oft preisgünstigere Alternativen für Treibstoffe, Kunststoffe, tierische Produkte und sogar Medikamente gibt es längst. Auf den Markt kommen sie nicht. Ganze Wirtschaftszweige leben schliesslich davon und zigtausende Arbeitsplätze sind davon abhängig. Aber ist dies ein ausreichender Grund angesichts des desolaten Gesundheitszustands unseres Planeten? Würde ein Umdisponieren nicht auch Arbeitsplätze schaffen? Ein Cartoon bringt es auf den Punkt. Möglicherweise ist dies ein provokantes Beispiel. Dennoch - übertrieben ist es mit seiner Methode der Wirtschaft den Spiegel vorzuhalten sicher nicht: Ein Schulkind fragt seine Eltern: "Warum ist Cannabis illegal, wenn man doch daraus Kunststoffe, Medikamente, Bekleidung und vieles mehr viel umweltschonender und sozialverträglicher herstellen könnte?" Die Antwort der Eltern ist so simpel wie desillusionierend: “Einfach weil es uns von der Abhängigkeit der Ölproduzenten befreien würde, die Abholzung des Regenwaldes verlangsamen würde, Alternativen zu den teuren Produkten der Pharmaindustrie böte und viele Gefängnisse schliessen müssten! Verstehst du?"
Quellenangaben:
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