Klimagipfel in Madrid
24 Konferenzen sind seit den neunziger Jahren gelaufen. Unzählige Gespräche sind geführt worden. Das Kyoto-Protokoll und das Pariser Abkommen haben Klimaziele aufgezeichnet und Wege, wie diese zu erreichen seien. Während im Dezember die besorgten Augen der Weltbevölkerung auf den knapp 200 Teilnehmern der Madrider Konferenz lagen, wurde ein neuer Klimarekord verzeichnet: Niemals wurden so viele schädigende Gase emittiert wie im Jahr 2019! Mit 36,7 Gigatonnen ein trauriger Rekord. Vor diesem Hintergrund erscheint jede weitere Konferenz ihren Zweck zu verfehlen. Zu welchen Ergebnissen ist die Klimakonferenz in Madrid gekommen?
Die bisher längste Klimakonferenz hatte das Ziel, die Umsetzung des Abkommens von Paris zu konkretisieren. Tatsächlich wurde auch diesmal unter den teilnehmenden Staaten wieder heftig um eine Einigung gestritten. Mehrmals schien es, als könnte die Marathonsitzung scheitern. Wenigstens ein wackeliger Kompromiss kam letztendlich zustande. Klimaschutzziele sollen bis zum Jahr 2030 verschärft werden. Was dies im einzelnen bedeutet, wurde allerdings auch in der Abschlusserklärung nicht wirklich deutlich. Statt dessen wurden wichtige Entscheidungen, wie die Aufstellung verbindlicher Regeln für den Handel mit Klimaschutzzertifikaten, wieder vertagt oder es blieb bei Absichtserklärungen.
Carolina Schmidt, die chilenische Präsidentin der Konferenz, schien zwischenzeitlich nicht mehr Herrin der Lage zu sein. Als auch noch das Internet ausfiel, hatten die Beteiligten grösste Mühe, den Verhandlungen überhaupt noch zu folgen. Dokumente waren nicht auffindbar, die Verhandlungspartner entnervt. Nach dem offiziellen Ende am Freitagabend mussten die Gespräche noch einmal um 40 Stunden verlängert werden.
Besonders umstritten war der Artikel 6 des Pariser Abkommens, in dem es um die Nutzung von Marktmechanismen zur Umsetzung und Steigerung der nationalen Beiträge zum Klimaschutz sowie dem Handel von Emissionsrechten ging. Es sollten Mindeststandards festgelegt werden und eine wirksame Verhinderung von Doppelzählungen bei klimaschutzrelevanten Massnahmen erreicht werden.
Mehr als 12.000 Extremwetterereignisse als Folgen des Klimawandels weltweit in den letzten zwanzig Jahren mit mehr als 496.000 Todesopfern (laut Germanwatch) sollten eigentlich höchste Alarmbereitschaft auslösen. 2018 lag Deutschland nach Japan und den Philippinen auf Platz drei der vom Klimawandel betroffenen Länder.
Es wurde beschlossen, dass alle Länder nun Reaktionen zeigen sollten, wie sie im kommenden Jahr im Kampf gegen den Klimawandel nun vorzugehen gedächten. Das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 sieht vor, die Erderwärmung auf unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dass dies mittlerweile nicht mehr möglich ist, scheint allen klar zu sein. Selbst wenn ab sofort alle versprochenen Ziele umgesetzt werden würden, hätte dies eine Erwärmung von mindestens drei Grad zur Folge. Bisher sind notwendige Massnahmen jedoch ausgeblieben.
Die neuen Pläne müssen nun von der internationalen Gemeinschaft vorgelegt werden. Wie die aussehen werden, bleibt fraglich. Klimaschutzaktivisten zeigten sich höchst unzufrieden vom Ergebnis dieser 25. Konferenz. „Insgesamt leben wir über dem Konsensprinzip und das hat nicht mehr zugelassen. Wir müssen uns überlegen, wie wir in der augenblicklichen Phase der Umsetzung erreichen können, dass diejenigen, die bremsen, hier nicht mehr das Tempo bestimmen,“ äusserte sich Karsten Sach, Leiter der Abteilung Klimaschutz im Deutschen Umweltministerium gegenüber der „Welt“.
"Wir sind die letzte Generation, die noch etwas tun kann. Für zukünftige Generationen wird es zu spät sein, um den Klimawandel als existenzielle Krise noch aufzuhalten."
Carola Rackete, Klimaaktivistin Kapitänin des Rettungsschiffs Sea Watch 3
Anton Hofreiter von den Grünen kritisierte die zunehmende Unglaubwürdigkeit, weil auch in Deutschland die Emissionen nicht annähernd in dem Umfang sänken, wie es der Welt versprochen worden sei. Auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zeigte sich besorgt: Die chilenische COP-Präsidentschaft habe Beschlusstexte vorgelegt, "die nicht einigungsfähig" seien. Noch vor der nächsten Konferenz in Glasgow möchte die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) ein deutliches Zeichen setzen: Die EU solle ihre Anstrengungen verstärken und bis zum Jahr 2030 statt 40 Prozent weniger Treibhausgase 50 bis 55 Prozent weniger emittieren.
WWF und Greenpeace sehen in den verfehlten Madrider Verhandlungen einen Angriff auf das Pariser Klimaschutzabkommen und einen Verrat an all den Menschen, die schon jetzt unter den verheerenden Folgen des Klimawandels zu leiden haben. Schuld sei die zynische Gier der fossilen Industrie, die den Kampf gegen den Klimawandel in eine tiefe Krise stürze, so Martin Kaiser von Greenpeace gegenüber der „Welt“.
Staatsoberhäupter wie Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, US-Präsident Donald Trump und Saudi Arabien bremsen mit ihrer klimafeindlichen Politik zusätzlich den Einsatz gegen die Erderwärmung. Trump und Bolsonaro bezweifeln die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zum Klimawandel. Länder, die besonders betroffen sind, wollen dies nicht länger hinnehmen und protestieren heftig. Die Kluft zwischen Erkenntnissen der Wissenschaft und dem was die Verhandlungsführer fordern, wird indes immer unüberbrückbarer.
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