Riesige Aufforstungsprojekte – alles Hype oder eine wirkliche Lösung?
In den letzten Jahren sind viele grossflächige Baumpflanzprojekte lanciert worden. Solche Projekte sind in der Politik und auch bei Medien beliebt, weil sie häufig mit beeindruckenden Zahlen einhergehen und damit viel Aufmerksamkeit erregen.
Um die globale Erwärmung unter 1,5° C zu halten ist es nicht nur dringlich, die CO2-Emissionen massiv zu senken, es können auch gezielt bestehende natürliche CO2-Senken gefördert werden. Wälder sind tatsächlich die zweitgrösste natürliche CO2-Senke. So kann über Aufforstung im grossen Stil CO2 gebunden werden. Gemäss einer von der ETH Zürich veröffentlichten Studie stünden 0,9 Milliarden Hektare weltweit zur Aufforstung zur Verfügung - dies entspricht einer Fläche der USA. Einmal herangewachsen könnte diese Fläche über 200 Milliarden Tonnen CO2 speichern. Aufforstung ist somit ein wirksames Mittel, um CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren.
Es gibt aktuell diverse Aufforstungsprojekte wo im grossen Stil Bäume angepflanzt werden:
In diesem langfristigen Projekt hat sich China zum Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2050 35 Mio. Hektare Bäume (Grösse Deutschlands) in Chinas nördlichen Trockengebieten anzupflanzen. Der finanzielle Aufwand ist ebenfalls gigantisch, derzeit gibt China pro Jahr nämlich 5 Milliarden EUR aus. Trotz Rückschlägen sind die Erfolge sichtbar.
Unter anderem hat die Regierung Pakistans kostenlose Setzlinge an die Bevölkerung verteilt und bezahlt Landbesitzer für jeden überlebenden Baum. Das Projekt wurde 2014 lanciert, als der pakistanische Waldbestand auf einen Tiefstand gesunken ist. Nur rund 5% des Landes waren zu dieser Zeit mit Wald bedeckt, weit unter den von den Vereinten Nationen empfohlenen 12%.
Das Projekt zielt darauf ab, Regierungen, Unternehmen und NGO’s verpflichtend für Aufforstungsprojekte zu mobilisieren. Das Ziel ist bis zum Jahr 2030 eine Billion Bäume entweder zu erhalten, zu rekultivieren oder neu anzupflanzen.
Die Kollaboration hat sich zum Ziel gesetzt, weltweit 350 Mio. Hektare gerodeter oder maroder Flächen bis 2030 wiederherzustellen. Daraus sind viele Aufforstungsprojekte entstanden.
Mit der Initiative sollen Bäume in der Sahelzone über 8'000 KM gepflanzt werden. Das Gebiet erstreckt sich komplett von der West- zur Ostküste des afrikanischen Kontinents. Die stark von Dürre geprägte Region soll so mit neuem Leben erfüllt werden und die Gemeinden aufblühen lassen.
Es gibt aber zunehmende Kritik an grossflächigen Aufforstungsprojekten:
Wissenschaftler des Royal Botanic Garden in Grossbritannien veröffentlichten den Artikel «10 golden rules for restoring forests». Darin wird insbesondere die Wichtigkeit der Erhaltung von bestehenden natürlichen Wäldern gegenüber neuem Anpflanzen betont.
So bedeckt der Amazonas-Regenwald eine Fläche von ca. 6 Millionen Quadratkilometer in 9 Ländern. Der weitaus grösste Teil des Waldes (ca. 60%) befindet sich in Brasilien. Zusammen umfasst der Amazonas-Regenwald mehr als die Hälfte des weltweit verbleibenden Regenwalds. Es muss absolute Priorität sein, diese Flächen zu schützen und zu erhalten. Eine globale Lösung wäre, diese Flächen durch eine internationale Organisation, z.B. der UNO den Ländern abzukaufen und unter permanenten Schutz zu stellen. Die weltweite Rodung tropischer Regenwälder verursacht schätzungsweise 7 bis 10 Prozent des weltweiten CO2-Austosses, dies entspricht dem zwei bis dreifachen CO2-Ausstoss der gesamten Flugindustrie.
Quellen: A. Welz, Yale Environment 360, Global Citizen
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