Klimagipfel 2019 New York
So viel zum deutschen Problem. Das Dilemma, vor dem die Politik auf nationaler Ebene steht, lässt sich durchaus auch auf die internationale Bühne übertragen. Der Klimaschutz ist nach wie vor eine Gratwanderung zwischen wirtschaftlicher und politischer Stabilität und der Rettung des Planeten. Nicht erst die Friday for Future Bewegung zeigt, wie sehr die Thematik polarisiert: Sie scheint die Gesellschaft in zwei Lager zu spalten. Überwiegend junge Menschen mit einer berechtigten Angst vor der Zukunft auf einem möglicherweise zu grossen Teilen unbewohnbaren Planeten, demonstrieren gegen die Politik von mächtigen Klimaskeptikern wie dem brasilianischen Präsidenten Bolsonaro oder dem US Präsidenten Trump. Mitte September 2019 zogen weltweit Millionen Menschen zu Klimaprotesten auf die Strassen. Ihre Galionsfigur, die erst sechzehnjährige Klimaaktivistin Greta Thunberg, erklärte in einer ebenso eindringlichen wie emotionalen Rede beim UN Klimagipfel:
“ Wie könnt ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu rauben mit euren leeren Worten? Menschen leiden, Menschen sterben und ganze Ökosysteme brechen zusammen. Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles worüber ihr sprechen könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer fortschreitenden Wirtschaftswachstum. Ihr lasst uns im Stich! Aber die jungen Menschen fangen an, euren Verrat zu durchschauen.“
Es verwundert nicht, dass Trump zu Greta Thunbergs Rede gar nicht erst erschienen war. Stattdessen äusserte er sich anschliessend auf Twitter in einer Art, die die ganze diplomatische und politische Unfähigkeit seiner Person zur Schau stellte: “Sie scheint ein sehr glückliches junges Mädchen zu sein, welches sich auf eine leuchtende und wunderbare Zukunft freut. Es ist so schön das zu sehen!“
Während der US Präsident mit dieser Aussage jede Hoffnung auf ein Einlenken seinerseits zunichte machte, brennen Hunderte Quadratkilometer Wald im Amazonasbecken. Das Feuer hat leichtes Spiel, seit Monaten herrscht Dürre. Agrarbarone legen die Feuer um mehr Platz zu schaffen für eine expandierende Rinderzucht. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro unterstützt sie dabei mit seiner Politik. Billigfleisch für Europa wird zur Katastrophe für das Weltklima. Soeben hat die Europäische Union ein Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Südamerikas ausgehandelt, welches die weitere Ausbeutung der Regenwälder zum Ziel hat. Zumindest Deutschland, Frankreich und Irland hegen Bedenken gegen das Abkommen, solange Bolsonaro nichts gegen die verheerenden Brände unternimmt. Mit ihrem Nein könnten sie den Deal kippen.
Dass Russland dem Pariser Pakt beigetreten ist, ist für Klimaexperten ebenfalls kein Grund zum Jubel. Zwar wurde damit ein deutliches Signal gesetzt, es blieb aber unklar, wie Russland gedenkt seine Treibhausgase zu reduzieren. Russland zählt zu den Ländern mit der weltweit höchsten Emission von CO2.
Unter dem Strich hatte auch der diesjährige Klimagipfel wenig Anlass zur Hoffnung auf baldige Umsetzung spür- und messbarer Klimaschutzziele zu bieten. Eine langfristige, strategische Planung ist nicht erkennbar. “Es gab weder Klarheit noch eindeutige Aussagen...,“ äusserte sich der Direktor der International Climate Initiative vom World Resources Institute David Waskow und der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) Hubert Weiger erklärte: “ Angela Merkel war in New York mutlos. Sie hat es versäumt, eine Erhöhung der ungenügenden deutschen und europäischen Klimaschutzziele anzukündigen.“
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