Klimagipfel in Glasgow - COP26

Das zähem Ringen um eine Abschlusserklärung

Klimagipfel in Glasgow - COP26
Kategorie
COP/United Nations
Letztes Update
15/11/2021

Nach zähem Ringen um eine Abschlusserklärung ging am späten Abend des 13. November der 26. Klimagipfel im schottischen Glasgow zu Ende und hat im Ergebnis schwer enttäuscht. In den knapp zweiwöchigen Verhandlungen ging es im Wesentlichen um dieselben Diskussionspunkte wie schon in den Konferenzen zuvor. Auch diesmal taten sich die Industrienationen schwer dabei, einer finanziellen Entlastung der besonders bedrohten Schwellenländer und Inselstaaten zuzustimmen. Immerhin, es gab unter den Vereinbarungen auch solche, die hoffnungsfroh stimmten.

Regierungsvertreter aus rund 200 Staaten hatten sich unter der Konferenzleitung von Alok Scharma in Glasgow eingefunden, um wieder einmal den Ausstieg aus der Kohle, die Reduzierung von CO2 und Methan, sowie ein Ende der Förderung von Erdöl und Erdgas zu beratschlagen.

Klimagipfel Pandemie-bedingt verschoben

Zuvor war der Klimagipfel Corona-bedingt vertagt worden. Ursprünglich war die Konferenz in Glasgow, international auch bekannt als COP 26, bereits für den November 2020 geplant gewesen. Sie wurde dann allerdings auf 2021 verschoben, nachdem im Frühjahr 2020 das für die Klimatagung vorgesehene Kongress Zentrum "Scottish Event Campus" vorübergehend in ein Notkrankenhaus für an Covid-19 Erkrankte umfunktioniert werden musste. Bereits im Februar 2020 war der Minister für internationale Entwicklung Alok Sharma von Premierminister Boris Johnson zum Präsidenten der Konferenz ernannt worden. Vom 31. Oktober bis zum 12. November 2021 trafen sich nun Regierungschefs und Vertreter von Unternehmen, um strittige Punkte neu zu verhandeln.

Dazu hatte die UNFCCC ihre Mitglieder in zwei Hauptgruppen eingeteilt:

  • Die sogenannte Annex I Gruppe, bestehend aus den Industriestaaten, den osteuropäischen Ländern und der ehemaligen Sowjetunion, sowie der Untergruppe Annex II, welcher Länder aus der Annex I Gruppe angehören, die die Aufgabe haben, Entwicklungsländer beim Klimaschutz finanziell zu unterstützen.
  • Die zweite Hauptgruppe bilden die non Annex I Länder, hauptsächlich Entwicklungsländer, welche von Ländern der Annex II Gruppe unterstützt werden.

Globale Höchstwerte beim CO2-Ausstoss 2020

Während zu Beginn der Pandemie die Lockdowns zu einer kurzfristigen Verringerung der CO2-Ausstösse führte, galt doch die Verschiebung der Konferenz als herber Rückschlag für den Klimaschutz. Fakt ist: trotz stark eingeschränktem Reise- und Transportverkehr und teilweise heruntergefahrener Industrien war 2020 das Jahr mit dem weltweit höchsten, jemals gemessenen CO2-Ausstoss.

Die Klimakonferenz in Schottland galt auch aus diesem Grund bereits im Vorfeld als wichtigste Konferenz zur Nachbesserung der 2015 in Paris beschlossenen Punkte zur Einhaltung des 1,5 Grad Ziels. Als positiv wurde jedoch empfunden, dass Präsident Trump mit seiner Klima-verleugnenden Politik mittlerweile abgewählt war und daher nicht mehr teilnehmen würde.

Dem Treffen waren seit April 2020 verschiedene digitale Vorbereitungen der Regierungsvertreter vorausgegangen. Zu den Teilnehmern gehörten auch US-Präsident Joe Biden, der US-Sonderbeauftragte für Klimafragen Kerry, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der kommissarische Finanzminister und designierte Bundeskanzler Olaf Scholz, sowie die Präsidenten Ägyptens, Spaniens, Indonesiens, Frankreichs u.a.

Russlands Präsident Putin nahm nur online an der Verhandlung teil. China, das als grösster Treibhausgas-Emittent gilt, schickte seinen Präsidenten nicht – offiziell wegen der Corona-Pandemie. Sicherheitsbedenken hatte offenbar auch der türkische Präsident Erdogan. Brasilien entsandte seinen Umweltminister Joaquim Leite. Präsident Bolsonaro nahm nicht teil, wohl aber eine Abordnung der Vereinigung der indigenen Völker Brasiliens.

Ergebnisse der Klimakonferenz in Glasgow - Loss and Damage

Massgebliche Verursacher der Klimakrise sind bekanntlich die Industrienationen, unter den Auswirkungen leiden jedoch maßgeblich die Entwicklungsländer und Schwellenländer. Daher war ein Schwerpunkt der Verhandlungen die technologische und finanzielle Unterstützung der armen Länder durch die reichen Länder. Weiterhin unterzeichneten viele Staaten Absichtserklärungen in Bezug auf Klimaneutralität.

Indien, weltweit drittgrösster Emittent von Treibhausgasen, gab an, bis 2070 klimaneutral werden zu wollen. 100 der waldreichsten Länder wie Brasilien, China und Russland erklärten, bis zum Jahre 2030 keine Wälder mehr zu roden. Ebenfalls bis zum Jahr 2030 wollen Polen, Südkorea, die Ukraine, Vietnam, Indonesien und Chile aus der Kohle aussteigen. Ärmere Länder wollen dieses Ziel in den 2040er Jahren realisieren. Indien, die USA und China, welche weltweit Kohle am stärksten nutzen, unterzeichneten das Abkommen dagegen nicht.

100 weitere Staaten unterzeichneten die freiwillige globale Methan-Verpflichtung, die eine 30 % Reduktion dieses Treibhausgases bis 2030 zum Ziel hat. Die grössten Emittenten Russland, China und Indien stimmten gegen den Vorschlag. Für ein Ende von Verbrennungsmotoren sprachen sich 30 Staaten bis zum Jahr 2040 aus. Deutschland stimmte dem Vorschlag jedoch nicht zu.

Demonstranten aus aller Welt - viel Wut, wenig Fortschritte

Während der Klimakonferenz kam es zu Demonstrationen in Glasgow und Bonn. Aktivisten der Fridays for Future Bewegung bemängelten, das Politiker den finanziellen Interessen von Autoherstellern und anderen Unternehmen deutlich mehr Aufmerksamkeit schenkten, als dem Klimaschutz. Auf dem Gipfel befanden sich neben Regierungschefs viele Vertreter von Unternehmen für fossile Brennstoffe und Autohersteller. Kritisiert wurde zudem, dass es auf dem Klimagipfel nicht wirklich um Verpflichtungen ging, sondern wieder einmal lediglich um freiwillige Absichtserklärungen.

Unter den Demonstranten in Glasgow waren auch Vertreter der indigenen Völker Südamerikas, die von der Rodung ihrer Lebensräume existentiell bedroht sind. Sie betonten in einer Kundgebung die Wichtigkeit der indigenen Völker für den Erhalt der Biodiversität, aber auch ihre Hoffnungslosigkeit: "Es ändert sich gar nichts. Es wird alles nur noch schlimmer!" So wenig wie sie erwarteten auch die anderen Demonstranten keine wirkliche Besserung der weltweiten Lage. Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg bezeichnete den Klimagipfel als "Greenwash-Festival" und "PR-Event".

Experten (so der Climate Action Tracker) empfanden die Ziele für 2030 als völlig unzureichend. Beim derzeitigen Stand der Entwicklung müsse man bis zum Ende des Jahrhunderts von einem Temperaturanstieg von 2,4 Grad ausgehen. Als akzeptabel wurden lediglich die Ziele der Länder eingestuft, welche lediglich 6% der globalen Emissionen verursachen. Die restlichen der 40 Länder, die gemeinsam 85% der globalen Emissionen zu verantworten haben, legten keine konkreten Schritte fest, wie sie ihre Klimaziele umzusetzen gedächten.

Andere Umweltorganisationen, wie Greenpeace und Nabu, zeigten sich jedoch auch positiv überrascht von der Entwicklung der Verhandlungen. Die Klimakonferenzen seien der einzige Ort, an dem Länder des globalen Südens die Industrienationen direkt mit ihren Problemen und Anliegen konfrontieren könnten. Auch eine Politik der kleinen Schritte sei ein Weg in die richtige Richtung.

Auch innerhalb der Konferenzräume gab es höchst unterschiedliche Einschätzungen der Verhandlungsverläufe: Der Generalsekretär der Vereinten Nationen António Guterres sagte: "Unser Planet hängt am seidenen Faden" und betonte damit die Dringlichkeit eines schnellen Handelns, während Boris Johnson die Verhandlungen als "grossen Schritt nach vorn" empfand.

Unter den Sponsoren der COP26 Konferenz waren zahlreiche namhafte Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Energiegewinnung. Laut Sekretariat der COP 26 handelte es sich dabei um Unternehmen, die sich für den Klima- und Umweltschutz engagieren.

Abschlusserklärung der Klimakonferenz 2021

Am 12. November hätte die diesjährige Klimakonferenz laut Terminplan mit einer abschliessenden Absichtserklärung zu Ende gehen sollen. Am 13. November wurde bereits der dritte Entwurf diskutiert, in dem es im Wesentlichen um Hilfen für Bangladesch und die pazifischen Inselstaaten ging.

Die Länder, denen schon jetzt buchstäblich das Wasser bis zum Halse steht, drängten die Industriestaaten erneut auf finanzielle Entschädigung und Unterstützung, die stets viel zu niedrig ausgefallen seien. Die Industrieländer tun sich hingegen schwer, einer Kompromiss Formulierung zuzustimmen, die sie bisher immer vermieden haben. Gross war auch diesmal die Angst der USA und der EU, dann auch zukünftig für Klimaschäden haftbar gemacht werden zu können.

Loss and Damage

Die armen Länder fühlten sich wieder einmal von den reichen Ländern im Stich gelassen. Dass es überhaupt zu dieser Diskussion kam, ist vielleicht einer der wenigen Hoffnungsschimmer dieser Klimakonferenz. Zumindest wurde dieses heisse Eisen von den Industrienationen erstmals überhaupt angefasst.

Auch die 26. Klimakonferenz war letztendlich eine Motivationsveranstaltung auf Basis der Freiwilligkeit, in der es neben vielen strittigen Punkten massgeblich um Geld und Verantwortung ging - zur grossen Enttäuschung des globalen Südens und der weltweit wachsenden Gemeinschaft von Klimaaktivisten.

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