Reduktion schädlicher Abgase im Verkehr: Verpflichtend für Privatfahrer – Schonzeit für den Lastverkehr?

Schwerverkehr und CO₂-Obergrenze

Reduktion schädlicher Abgase im Verkehr: Verpflichtend für Privatfahrer – Schonzeit für den Lastverkehr?
Kategorie
Reduktion
Letztes Update
11/8/2016

Schwerverkehr und CO2-Obergrenze

Für neue Pkw gelten CO2-Grenzwerte seit 2012. Natürlich ist auch hier nach oben noch einiges möglich. Allerdings fragt sich der private Fahrzeugbesitzer allmählich, warum ausgerechnet für den Schwerlastverkehr Auflagen für Kohlendioxid-Grenzwerte offenbar nicht gelten. Noch immer macht der Strassenverkehr in der Schweiz etwa ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen aus. Der Lastverkehr fällt dabei besonders schwer ins Gewicht. Seine Emissionen entsprechen etwa der Hälfte der gesamten Industrie in der Schweiz. EU-weit stellen Lastkraftwagen etwa 5 % aller Fahrzeuge und sind damit für ein Viertel aller CO2-Emissionen im Strassenverkehr verantwortlich.

Das im Jahre 2015 in Paris getroffene Klimaabkommen nimmt auch die Schweiz in die Pflicht Treibhausemissionen bis 2030 um die Hälfte verringert zu haben. Dieses Ziel sei ohne Berücksichtigung des Schwerlastverkehrs aber nicht erreichbar, kritisiert der Industrieverband Swissmem. In der Tat hat sich hier seit 1990 nichts Nennenswertes verändert.

Dabei gibt es längst auch für den Schwerlastverkehr Technologien zur Reduktion schädlicher Abgase, ohne dadurch die Effizienz der Transporte zu vermindern. Höchste Zeit diese durch die Einführung gültiger Richtlinien auch zwingend zur Anwendung zu bringen.

Einer Studie des unabhängigen internationalen Forschungsorganisation ICCT zufolge liegt in der Europäischen Union der Verbrauch von Dieselkraftstoff durch Schwerlasttransporte bei rund 35 Litern auf 100 km. Durch verbesserte Aerodynamik liesse sich der Verbrauch noch einmal deutlich senken. Bis zu etwa 30 % wären möglich. Durchgesetzt werden kann eine solche Verbesserung allerdings nur durch gesetzliche Verpflichtungen. Ein entsprechendes Verantwortungsbewusstsein auf freiwilliger Basis scheint bei Unternehmen auch heute noch nicht wirklich in den Köpfen angekommen zu sein.

Lkw-Lobby

Damit liegt der Casus Knacktus auf der Hand: Die Lkw-Lobby ist für Begrenzungen dieser Art nicht besonders ansprechbar. Der Nutzfahrzeugverband Astag spricht sich gegen eine festgelegte Obergrenze aus. Angegebener Grund ist eine angeblich schon heute hervorragende Umweltbilanz. Die Stickstoffdioxid- und Feinstaub-Emissionen seien schon heute nahezu nicht mehr messbar. Dies hat sicher seine Richtigkeit. Übersehen wird dabei allerdings, dass sich diese gesetzliche Reduktion lediglich auf die Luftschadstoffe bezieht. Nicht aber auf CO2!

Ein weiterer Grund für die steigende Abgasbelastung durch den Schwertransport ist zudem eine zahlenmässige Steigerung der Fahrten an sich. Die Branche fordert daher neben Auflagen zur Emissionsreduktion einzelner Fahrzeuge eine bessere Infrastruktur. So könnten etwa grössere Fahrzeuge und besser ausgebaute Strassen helfen unnötige Emissionen zu vermeiden.

Eigeninitiative ist gefragt: Die Wirtschaft macht's vor

Dennoch gibt es auch in der Lkw-Branche Vorreiter in Richtung saubere Zukunft: Coop beispielsweise setzt auf Bio-Diesel, Elektrizität und Wasserstoff. Auch der Lebensmittelhersteller Nestlé fordert gemeinsam mit anderen Unternehmen Kohlendioxid-Grenzwerte für den Schwerlastverkehr.

Der Verband der Autoimporteure Auto Schweiz begrüsst prinzipiell die europäische Verkehrspolitik. Man dürfe davon ausgehen, dass Grenzwerte für Lastfahrzeuge entsprechend den EU-Richtlinien umgesetzt würden, so das Bundesamt für Umwelt.

Es bleibt zu hoffen, dass diese, wenn auch im Vergleich zum weltweiten CO2-Ausstoss eher winzigen Puzzle-Teilchen möglichst schnell zu einem saubereren Gesamtbild beitragen können.

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